Skip to main content
Bild: Katja Gartz
Wandbild der jungen Klara Franke mit ihrem politischen Motto, das der Künstler Christian Kurt Ebert 2017 in der Kulturfabrik erstellte. Bild: Senay Güzelgül

Klara Franke, die unerschrockene Kiezmutter der Lehrter Straße

Zahlreiche Ordner mit Informationen über Moabit füllen eine ganze Wand. Sie beherbergen das Archiv des B-Ladens, das zukünftig online zugänglich sein wird. Allein zwei ganze Ordner widmen sich einer ganz besonderen Frau: Klara Franke.Für die einen war sie ein „Moabiter Original“, für andere die „schärfste Frau im Kiez“ und für manche Politiker ein „rotes Tuch“. Egal, ob es um den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum, um den Bau eines Kinderspielplatzes oder die Kulturfabrik als kulturelles Zentrum ging, Klara Franke kämpfte immer an vorderster Front für bessere Lebensbedingungen in Moabit. Ihr Motto lautete: „Wenn Du was erreichen willst, musst Du den Politikern auf die Füße treten!“ Als das Krankenhaus Moabit geschlossen werden sollte, mobilisierte sie Anwohner, sammelte Unterschriften, war bei Demos dabei und ließ sich von Politikern nicht abwimmeln. Das Krankenhaus blieb zunächst erhalten und Klara Franke 1992 mit Bundesverdienstkreuz geehrt. Wichtiger war ihr die drei Jahre später vom Bezirk verliehene „Goldenen Ehrennadel“ für kommunalpolitische Verdienste. „Das verdanke ich wohl meiner großen Klappe“, soll Franke bei der Verleihung gesagt haben. Mit ihrer Beharrlichkeit, Schlagfertigkeit und einer guten Portion Humor hat die parteilose Basisaktivistin viel erreicht. Sie protestierte gegen den Abriss der Häuser in der Lehrter Straße, die einem erweiterten Polizeistandort weichen sollten, setzte sich für bezahlbare Studentenwohnungen sowie für Anwohner ein, die in Not waren. Sie war eine der am nachhaltigsten wirkenden Personen bei der Gestaltung des Moabiter Kiezes und der Lehrter Straße. Die 1911 geborene Berlinerin wohnte ab 1934 in einem Mietshaus in der Lehrter Straße. Erst mit ihren Eltern, dann mit Mann und Tochter und später allein. Sie kämpfte immer gegen Missstände. Zuerst im Betriebsrat bei Gegenbauer, wo sie 1959 als Putzfrau begann, später im Kiez und als Gründungsmitglied im Verein „Für eine billige Prachtstraße“ und heutigen B-Laden sowie im „Betroffenen Rat Lehrter Straße“. Noch im Alter von 82 Jahren stürmte Klara Franke den Bauausschuss im Rathaus, um diesen dazu zu bewegen, eine Bushaltestelle hinter der Thusneldaallee aufzustellen. Heute erinnern an die 1995 gestorbene Kiezmutter der Spielplatz und eine Seitenstraße der Lehrter Straße, die ihren Namen tragen sowie der alle zwei Jahre verliehene Klara-Franke-Preis für Engagement in Moabit.Zusammengetragen wurde das Archiv von Mitstreitern des B-Ladens in der Lehrter Straße, die seit über 30 Jahren Anwohner zu Fragen des Wohnens und der Quartiersentwicklung informieren und beraten. Im Rahmen des QM-Projektes „Kiezwissen aus dem B-Laden archivieren, digitalisieren und publizieren“ wird das Archiv in Kooperation mit dem Verein Miomaxito aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In einer Serie wird über die Themen des Archivs berichtet.Katja Gartz